Polytrauma im Kindesalter

Besonderheiten bei der prähospitalen Versorgung bis zur Pubertät

  • Erwäge frühzeitig strukturierte Unterstützung anzufordern – z.B. TNA, RTH oder LNA (nach regionalen Gegebenheiten)
  • Nutze kognitive Hilfsmittel 
  • Vermeide Folgeschäden durch Hypoxie, Hyperkapnie oder Hypotonie!

  • Schwere Organverletzungen sind trotz stabilem Thorax oder Becken möglich                                  

Schweres Trauma eher zu erwarten bei: 

  • Rasanztrauma, Kollision mit Kfz, Sturzhöhe > 2-fache Körperhöhe
  • Vigilanzstörungen oder Teilnahmslosigkeit
  • Atemstörung in Kombination mit verlängerter kapillärer Füllungszeit

CPR: 

  • Bei Traumareanimation sofort Behandlung bzw. Ausschluss der reversiblen Ursachen (insbesondere Hypovolämie, Spannungspneumothorax)

x: 

  • Druckverband meist ausreichend, ggf. RR-Manschette gegenüber Tourniquet bevorzugen 

A: 

  • Hinweise auf gefährdeten und ggf. auch schwierigen Atemweg: z.B. Sprach-/Schluckstörung, Brandwunde im Gesichts- oder Halsbereich, Speicheln, Schwellung (siehe TE „Narkose bei pädiatrischen Notfallpatienten“) 
  • Altersentsprechende Lagerung für Atemwegsöffnung (Neutralposition) erwägen 

B: 

  • Ziel: Normoventilation und -oxygenierung 
  • Kapnographie auch bei spontan atmenden Patienten nutzen (Nasenbrille o.ä.)
  • Indikationsstellung zur Narkose nach kritischer Nutzen-Risiko-Abwägung bei
    • Hypoxie trotz effektiver O2-Gabe und Maskenbeatmung
    • Atemversagen, hämodynamischer Instabilität, schwerem SHT
  • Invasives Atemwegsmanagement (Larynxmaske oder Endotrachealtubus) erfordert eine ausreichende Narkosetiefe
  • Cave: hohe Rate einseitiger Intubation → Tubuslagekontrolle vor Thoraxentlastung/-drainageanlage (bevorzugt 4. ICR vordere Axillarlinie ggf. per Seldinger-Technik)

C: 

  • Verlängerte kapilläre Füllungszeit als zuverlässiges „Frühwarnsystem“
  • C-Problem typischerweise verbunden mit GCS-Abfall
  • Normaler Blutdruck allein schließt Hypovolämie nicht aus
  • Zugang bei Hinweisen auf Volumenmangel, ggf. i.o.-Zugang

  • Volumenboli à 10-20 ml/kg KG bal. Vollelektrolytlösung, Reevaluation und ggf. Repetition                                               
  • Keine permissive Hypotonie – ggf. Katecholamine nutzen                                                          
  • Ggf. Tranexamsäure 15 mg/kg KG i.v. 

D: 

  • 70-80% der polytraumatisierten Kinder haben ein schweres SHT
  • Beurteilung gemäß AVPU-Schema (alert/verbal/pain/unresponsive) bzw. altersadaptierte GCS, ggf. Normalzustand von Eltern erfragen
  • Verändertes Atemmuster kann auf ZNS-Beteiligung hinweisen

E:

  • Wärmeerhalt (erhöhtes Hypothermierisiko) 

Zielklinik: Kinder-Referenzzentrum des lokalen Traumanetzwerkes (Transportzeit ≤ 30 min) ggf. RTH          

Sorge gut für Dich und Dein Team mit Einsatznachsorge für Einsatzkräfte und Betroffene!

03/2025