Indikationen
- Hypoxämische ARI mit Atemfrequenz > 25/min (Zählen!) und SpO2 < 90% trotz O2-Gabe;
z. B. kardiogenes Lungenödem. - Hyperkapnische ARI = klinisch ventilatorische Insuffizienz mit hoher Atemfrequenz / niedrigem AZV; z.B. akute exacerbierte COPD (aeCOPD), Asthma bronchiale. Kontraindikationen (KI)
Kontraindikationen
- Absolut: fehlende Spontanatmung, Schnappatmung, Verlegung der Atemwege, gastrointestinale Blutung oder Ileus, nicht hyperkapnisch bedingtes Koma.
- Relativ: hyperkapnisch bedingtes Koma, hochgradige Hypoxämie Agitation, ausgeprägter Sekretverhalt (mit der Notwendigkeit wiederholt endotracheal abzusaugen), hämodynamische Instabilität mit Schock, Maskenundichtigkeit.
Vorgehen
- Monitoring von Atemfrequenz (Zählen!), SpO2, EKG und etCO2 sobald NIV initiiert
- Beatmungsgerät prüfen und einstellen
- Beginn der NIV in halbsitzender oder sitzender Position.
- Gesichtsmaske dem Patienten langsam anpassen, ggf. kann Patient Maske initial selbst halten. Wichtigstes Ziel in der Adaptationsphase ist die Synchronisierung von Ventilator und Patient.
- Bei starker Agitation – v. a. initial – kann eine vorsichtige Sedierung hilfreich und notwendig sein. Hierzu eignen sich Benzodiazepine, Opiate oder auch Propofol in subanästhetischer Dosierung. Bedenke: V. a. bei hyperkapnischer ARI provoziert eine falsche Geräteeinstellung weitere Unruhe.
Beatmungsmodus bei Hypoxämischer ARI
- Grundeinstellung: FiO2 1,0, CPAP 5 mbar, keine Druckunterstützung (DU, z.B. ASB).
- Ziel: SpO2 > 94%, bei COPD 88-92%.
- FiO2 bei Anstieg SpO2 entsprechend reduzieren = titrierte O2-Gabe. (bei pneumatisch betriebenen Geräten FiO2 < 0,6 ggf. nicht möglich).
- Bei unzureichendem SpO2-Anstieg CPAP auf 7 – 10 mbar erhöhen.
- Bei Atemzugvolumen < 6 ml/kg Idealkörpergewicht DU, Beginn mit DU 5 mbar, Trigger 1,0, ggf. schrittweise steigern, Inspiratorischen Trigger so niedrig wie möglich = 1,0 mbar.
Beatmungsmodus bei Hyperkapnischer ARI
- Grundeinstellung: FiO2 0,4, PEEP 5 mbar, DU 5 mbar, Trigger 1,0, Flowabbruch 50 – 70% bzw. Stufe 3 (je nach Hersteller: „exp. Trigger“, „ETS“ „Insp.term.%PIF“).
- FiO2 so früh wie möglich reduzieren. Ziel: SpO2 88 – 92%, AZV ≥ 6 ml/kg Idealgewicht, Verbesserung der Ventilation: beachte Kapnographie, idealerweise etCO2-Senkung.
- Bei unzureichender AZV-Steigerung DU schrittweise steigern bis max. 20 mbar.
- Alternativ BILEVEL/BIPAP/DUOPAP erwägen (vor allem bei ausgeprägter ventilatorischer Insuffizienz).
Erfolgskriterien
- Abnahme von Dyspnoe, Atem- und Herzfrequenz, Anstieg der SpO2, Verbesserung der Vigilanz.
- etCO2-Senkung. Bei schwerer Insuffizienz ggf. initialer Anstieg durch erhöhte alveoläre Ventilation.
Nota Bene
- CPAP zur Präoxygenierung bei Narkoseeinleitung besonders effektiv.
- Engmaschige klinische Beobachtung, Abbruch bei Verschlechterung des Zustandes.
- Keine Verzögerung der pharmakologischen / interventionellen Therapie
- Jederzeit Intubationsbereitschaft bei NIV, vor allem bei relativen KI.
03/2021