Schlaganfall („Stroke“)

Beim Schlaganfall/Schlaganfallverdacht (flüchtige oder wechselnde Symptomatik)  handelt es sich um einen zeitkritischen Notfall („time is brain“). Die Entscheidung über die Behandlung (Zeitfenster für Lyse oder Intervention) erfolgt ausschließlich durch die Neurologie/Neuroradiologie (Zielklinik mit Stroke Unit)! 

Maximal 60 Minuten nach Notrufeingang soll der Patient in der Klinik sein (erwäge RTH bei längerem Transportweg). Eine Thrombolysetherapie ist bis zu 6 Stunden nach Symptombeginn möglich, interventionelle Verfahren weitaus länger.

Definition:
Plötzlich auftretende Störung der Gehirnfunktion durch gestörte Hirndurchblutung

  • durch einen Hirninfarkt (75 %)
  • durch eine cerebrale Blutung (20 %)
  • durch eine Subarachnoidalblutung (3 %)

Eine präklinische Unterscheidung dieser Formen ist nicht sicher möglich; diese muss klinisch mittels cCCT oder cMRT erfolgen. Akut einsetzender Kopfschmerz und / oder progrediente Bewusstseinsstörung können auf eine cerebrale Blutung (orale Antikoagulantien?) / SAB hinweisen. In diesen Fällen ist die direkte Zuweisung in eine Klinik mit Neurochirurgie zu erwägen.

Diagnostik:
FAST-Test

  1. „Face“: Pat. zum Lächeln auffordern. Asymmetrie?
  2. „Arms“: Pat. auffordern, beide Arme gleichzeitig nach vorne zu heben. Seitendifferenz?
  3. „Speech“: Pat. auffordern, einen einfachen Satz mehrfach nachzusprechen (verwaschen/undeutlich/Wortfindungsstörungen?)
  4. „Time“: Ist eines der Merkmale 1 – 3 erfüllt (auch innerhalb der letzten Stunden) → Keine Zeit verlieren!

Suche zusätzlich nach neu aufgetretenen

  • Sehstörungen
  • Taubheitsgefühlen/Parästhesien
  • Bewusstseinsstörung ohne Hinweis auf andere Ursache

Von höchster Bedeutung ist der Zeitpunkt, wann der Pat. zuletzt symptomfrei gesehen wurde.

Therapie:
Oberkörperhochlage 30°, Sauerstoffzufuhr (bei SpO2 <93%), Sicherung der Atmung (Aspirationsschutz, ggf. Intubation und Beatmung, Kapnographie, Normoventilation).

Erhaltung eines hohen Blutdrucks

  • RR bis systolisch 220 mm Hg oder diastolisch 120 mmHg bei V.a. Hirninfarkt nicht senken!
  • Wenn RR höher als 220 / 120 mm Hg in zwei Messungen: z.B. Urapidil (Ebrantil) fraktioniert nach Wirkung.
  • RR-Senkung um maximal 20 % des Ausgangswertes
  • Bei Hypotonie (MAP < 100 mm Hg) dosierte Volumenzufuhr mit Vollelektrolytlösung und ggf. Vasopressoren.

KEINE Gabe von Heparin, ASS oder Nitrat-Präparaten!

Sonstiges: Blutzuckermessung, Dokumentation der neurologischen Defizite. Zur Anamneseerhebung und Ermittlung des mutmaßlichen Patientenwillens immer Begleitung des Patienten durch Angehörige oder deren telefonische Erreichbarkeit (Nummer dokumentieren) sicherstellen.

09/2021