Infektionstransport

Kernelement der Infektionsprophylaxe sind die Händehygiene und -desinfektion.

Allgemeines 

  • Inkorporation und Inhalation strikt vermeiden; von Transportübernahme bis zum Abschluss der Desinfektionsmaßnahmen nicht rauchen, essen, trinken und entsprechende PSA (s.u.) tragen.
  • Nur das unbedingt notwendige Personal und Material einsetzen; bei hohem Kontaminationsrisiko ggfs. Notfallausrüstung gesichert in der Fahrer-Kabine deponieren.
  • Schutzkleidung nur für das Personal, welches in direkten Kontakt mit dem infizierten Patienten kommt. Ganzkörper-Schutzanzüge sind nur bei hochkontagiösen Erkrankungen erforderlich.
  • Bei Infektionsverdacht Vorabinformation der aufnehmenden Einrichtung. Erst nach Rücksprache Patienten an der Klinik ausladen.
  • Sachgerechtes Ablegen und Entsorgen der Schutzkleidung (bei hochkontagiösen Erkrankungen nach Rücksprache mit der Einsatzleitung).
  • Desinfektionsmaßnahmen nach den lokalen Richtlinien (Hygieneplan), bei Unklarheit Hinzuziehung eines Desinfektors. Grundsätzlich Wisch-, nicht Sprühdesinfektion!

Spezielle Risiken

Infektion durch parenteralen Kontakt (z.B. Hepatitis B + C, AIDS)

Vor Kontakt mit infektiösem Material (blutende Wunden, blutkontaminierte Gegenstände) schützen.
Maßnahme: ggf. spezielle Infektionsschutzhandschuhe, Schutzbrille, ggf. Gesichtsvisier

Infektion durch Atemwegs-Sekret (Meningokokken-Meningitis, Diphtherie, Scharlach, Windpocken, Masern, Röteln)

Vor direktem und indirektem Kontakt mit infektiösem Material wie Schleim und Sekret der oberen Atemwege schützen. Maßnahme: Mund-Nasen-Schutz (MNS) für den Patienten und das Personal.

Infektion durch Aerosole (z. B. offene Lungen-Tuberkulose, SARS-CoV-2, Noro-Virus)

Risiko ist abhängig vom Erreger und vom Ausmaß der Aerosolfreisetzung bzw. des Aerosolkontaktes (produktiver Husten, spontanatmender vs. intubierter Patient, Intubationsvorgang). Schutz vor Inhalation infektiöser Aerosole erforderlich. Mund-Nasenschutz ohne Ausatemventil (ggf. auch FFP2-Maske) für den Patienten, für Rettungsdienstpersonal mind. FFP2-Maske, bei Intubationsvorgang oder z.B. MDR-/XDR-Tbc möglichst FFP3-Maske und Schutzbrille/Gesichtsvisier. Geringes Risiko bei maschineller Beatmung (Ausnahme: Diskonnektion des Beatmungssystems, z.B. für Absaugung).

Infektion durch Stuhl (Salmonellen, Shigellen, Hepatitis A und E, Noro-Virus, Clostridien)

Vor direktem und indirektem Kontakt mit infektiösem Material wie Stuhl bzw. Erbrochenem schützen.

Infektion bzw. Kolonisation mit multiresistenten Keimen (z.B. MRSA, MRGN, VRE)

Bei Atemwegsbesiedelung reicht MNS ohne Ausatemventil für den Patienten als Maßnahme aus.
Bei Wundbesiedelung: Risiko nur bei Wund- oder Sekretkontakt.

Elektiver Transport: Abgebende Einrichtung ist verantwortlich für antiseptische Körperwaschung bei Hautbesiedelung und frische Verbände vor Patientenübernahme.

Zeitkritischer Transport: MNS und Schutzkittel für das Personal.

Hochinfektiöse / -kontagiöse „exotische“ Krankheiten

Vorgehen nach Hygieneplan des jeweiligen Rettungsdienstbereiches, Hinzuziehen des Gesundheitsamtes (Einsatzleitung).

03/2022