Die spezifische Therapie des Schädel-Hirn-Trauma richtet sich nach der Schwere der Hirnverletzungen und der Begleitverletzungen.
Das Ausmaß der Bewusstlosigkeit kann Hinweise auf die Schwere der Hirnverletzung geben. Die Bewusstseinsstörung wird durch die Glasgow-Coma-Scale (GCS) beschrieben. Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma liegt bei einem GCS von 3 – 8 vor.
Therapieziel: Prävention von Hypoxämie, Hypotonie, Hyperkapnie und Aspiration
Anamnese: Unfallmechanismus beachten
Diagnostik: GCS, Neurologischer Status, Cranio-caudaler Check vor Therapie
Therapie:
- Sicherung der Atemwege, ab GCS < 9 oder bei zunehmender Eintrübung Intubation und Beatmung. Einstellen einer Normoventilation (Kapnographie), Volumenkontrollierte Beatmung mit FiO2 von 1,0. PEEP bis 5 mbar möglich
- Analgosedierung: Opiode, Hypnotika und Sedativa nach klinischer Wirkung
Husten, Würgen, Pressen etc. unbedingt vermeiden - Infusionstherapie: Therapie einer begleitenden Hypovolämie durch rasche Infusionen von balancierter Vollelektrolytlösung
- Erhalten eines ausreichenden zerebralen Perfusionsdrucks (CPP). Dafür ist ein systolischer Blutdruck von mindestens 90 mmHg erforderlich. Ein mittlerer arterieller Druck von > 90 mmHg ist anzustreben. Falls dieses durch Ausgleich von Volumenverlusten nicht unmittelbar erreicht wird, ist ggf. der Einsatz von Katecholaminen (z.B. Noradrenalin) indiziert.
- Lagerung: Rettung und Intubation unter in-line-Immobilisation der HWS.
Komplette Immobilisation der Wirbelsäule ohne Behinderung des venösen Abflusses.
15 – 30o-Oberkörperlagerung bei ausreichendem systemischen Blutdruck. - Wärmeerhalt, da präklinisch mit einer Hypothermie zu rechnen ist, keine aktive Kühlung oder Erwärmung.
- Spezifische Medikation: Osmodiuretika (Mannitol 1 – 2 g / kg, hypertone Kochsalzlösung 4 ml / kg KG) sind nur bei Auftreten einer Anisokorie mit zunehmender Bewusstlosigkeit zu erwägen.
Glukocorticosteroide sind ohne nachweisbaren Nutzen. - Monitoring: GCS-Verlaufskontrolle mit Angabe des Zeitpunktes, nicht-invasive Blutdruckmessung, Pupillengröße, EKG, HF, Pulsoxymetrie, Beatmungsparameter, Kapnographie empfohlen, Temperatur, BZ.
- Transport und Dokumentation: Schneller und schonender Transport, entsprechend des Verletzungsmusters in hierfür geeignete nächste Klinik (CCT, Intensivtherapie), bei längeren Transportwegen am Tage auch Luftrettungsmittel erwägen.
02/2017