Kohlenmonoxid-Intoxikation

Grundsätzliches

  • Kohlenmonoxid (CO) ist unsichtbar, geruchlos, geschmackslos
  • Bindet sich ca. 300fach stärker an das Hb-Molekül als Sauerstoff
  • Verschiebung der Sauerstoffbindungskurve nach links
  • Antidot: Sauerstoff (kompetitive Verdrängung), ggf. hyperbare Oxygenierung (HBO) in Druckkammer, kein spezifisches Antidot bekannt
  • HWZ von Kohlenmonoxid im Blut: unter Raumluft: ca. 5 Stunden, Beatmung mit 100 % Sauerstoff: ca. 60 min, Druckkammer (100 % Sauerstoff, 3 bar Druck): ca. 20 min

Vorkommen

Bei unvollständigen Verbrennungen:

  • Wasserpfeifen („Shisha“)
  • Kohlegrills (u.a. Suizid-Methode)
  • Motor-Abgase
  • Defekte Öfen und Kamine, Wohnungsbrand
  • Große Lagerräume mit Holzpellets (Ausgasung!)

Symptomatik einer CO-Intoxikation (individuelle Schwankungen!)

  • 10 – 20 %: unspezifisch, Kopfschmerzen, bei Rauchern bis 10% „normal“
  • 20 – 30 %: Schwindel, Übelkeit, Ohrensausen
  • 30 – 50 %: Bewusstseinsstörungen, Herzrhythmusstörungen
  • 50 – 60 %: Koma, Lähmungen
  • 60 – 70 %: Krampfanfälle, Cheyne-Stokes Atmung
  • > 70 %: unmittelbares Atem- und Kreislaufversagen

Diagnose

  • Bei jeder Bewusstseinsstörung ohne erkennbare Ursache an CO denken!
  • Hellrote Leichenflecke, CAVE:„kirschrotes“ Hautkolorit selten (oft nur in der Literatur)
  • CAVE:falsch hohe Anzeige der Sauerstoffsättigung durch Pulsoxymeter
  • Gaswarngerät zur Messung der Umgebungskonzentration/Warnung der Rettungskräfte sinnvoll 
    • 30 ppm: Aufmerksamkeitsschwelle (Weiterarbeiten möglich / Arbeitsplatzgrenzwert)
    • 200 ppm: Gefährdungsschwelle (zuerst lüften oder Rettung aus Gefahrenbereich)
    • 500 ppm: Rückzugsschwelle (sofortige Räumung)
  • Messung von COHb im Patientenblut (Puls-CO-Oxymeter) präklinisch sinnvoll
    • Bis 5 % (bei Rauchern: 10 %) COHb (ohne Begleitverletzungen): Beobachtung vor Ort
    • 10 – 20 % COHb: O2-Gabe bis COHb < 10 %, Krankenhauseinweisung erwägen
    • > 20 % COHb: in jedem Fall Krankenhauseinweisung

Therapie/Zielklinik

  • Sofortige Sauerstoffgabe mit hohem Flow über Maske mit Reservoir
  • Indikation zur NIV / Intubation großzügig stellen (siehe HWZ)
  • Nach Begleitschädigungen (Mischintox, Rauchgasinhalation, Verbrennung) suchen
  • Zielklinik mit Möglichkeit der COHb-Messung auswählen (CAVE Schwangere: deutliche höhere Bindung des CO an fetales Hb)

Indikationen für hyperbare Sauerstofftherapie HBO (Druckkammer):

deutlich erhöhter COHb mit Bewusstlosigkeit, kardialen Ischämiezeichen, Schwangerschaft bzw.  COHb > 40 % (symptomunabhängig)

CAVE: nur wenige Druckkammern, insbesondere für beatmete Patienten (Rücksprache mit lokal zuständigem Giftinformationszentrum empfohlen)

01/2022