Wirbelsäulentrauma und -immobilisation

Definition des Wirbelsäulentraumas

Verletzung der Wirbelsäule (Fraktur oder Luxation) eventuell mit Schädigung des Rückenmarks durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung. Sie kann isoliert oder im Rahmen einer Mehrfachverletzung auftreten.

Hintergrund

Bei der präklinischen Versorgung von Wirbelsäulenverletzten steht eine Vermeidung von rettungs-/transportbedingten neurologischen Schäden durch eine eventuelle Instabilität durch Frakturen oder ligamentärer Verletzungen im Vordergrund.

In der außerklinischen Behandlung der potentiellen Wirbelsäulen-/Rückenmarkverletzungen hat in den letzten Jahren ein Wandel in der Indikation und Technik der Ruhigstellung stattgefunden.

Besonders bei wachen und ansprechbaren Patienten steht der Untersuchungsbefund und nicht mehr der Unfallmechanismus im Vordergrund (NEXUS-/Clearance-Kriterien).

Basismaßnahmen

  • Orientierende Befunderhebung (Motorik und Sensibilität)
    • Monitoring und Dokumentation eventueller neurologischer Veränderungen
    • Festlegung des richtigen Zielkrankenhaus
  • Flüssigkeitsersatz nach Verletzungsmuster und Kreislaufsituation
  • bei V.a. spinalen Schock mit Hypotonie und Bradykardie an den Einsatz von Katecholaminen denken
  • Hauptfehler sind die Fehleinschätzungen bei intoxikierten/alkoholisierten Patienten und solchen mit rigider Wirbelsäule (z.B. M. Bechterew oder operativ versteifte Wirbelsäule)
  • RTH-Transport erwägen (Bedenke: frühzeitige Alarmierung)

Für Rettung, Lagerung und Transport gilt:

  • Nutzen der Immobilisation nicht belegt, Ruhigstellung in physiologischer Position erscheint aber sinnvoll
  • kritische Patienten (ABCDE-Probleme) allenfalls minimal, Patienten mit isoliert penetrierendem Trauma grundsätzlich nicht immobilisieren
  • Manuelle In-Line-Stabilisierung (MILS) wird empfohlen, starre HWS-Orthesen sind kritisch zu hinterfragen (insbesondere bei Normabweichungen der HWS und SHT)
  • Vakuummatratze: gute und gleichzeitig schonende Ruhigstellung (Immobilisation an den Patienten anpassen nicht umgekehrt)
  • Spineboard ist ein Rettungsmittel, kein Transportmittel (keine Lordosenunterstützung, Druckulcera, Störung der Atemmechanik, u.a.m.)
  • keine zwangsweise Ruhigstellung
  • wache, orientierte Patienten ohne Neurologie dürfen trotz Druckschmerz alleine aussteigen
  • Praxistipp: bei Traumapatienten immer Vakuummatratze und Beckenschlinge auf der Trage vorbereitet haben

Algorithmus Wirbelsäulenimmobilisation

01/2021